Kantone konzentrieren hochspezialisierte Kindermedizin

23. September 2011

Das Beschlussorgan bestehend aus den Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren von 10 Kantonen hat wichtige Entscheide zur Konzentration der hochspezialisierten Medizin gefällt. In sieben Bereichen der Kindermedizin und Kinderchirurgie wurden wichtige Meilensteine gesetzt. Damit haben die Kantone Ihren Willen zur Konzentration der Spitzenmedizin erneut deutlich zum Ausdruck gebracht. Zudem unterstützen sie die bereits von den Kinderärztinnen und -ärzten initiierte Schaffung von wenigen Kompetenzzentren in unserem Land.

Eine optimale Versorgung von extremen Frühgeborenen

In der Schweiz benötigen jährlich rund 800 Frühgeborene eine hochspezialisierte intensivmedizinische Betreuung. Insbesondere die Versorgung von extremen Frühgeborenen, d.h. von Frühchen, welche vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren werden, stellt höchste Ansprüche an Ärzte und Pflegende. Die Behandlung und Pflege dieser jungen Risikopatienten soll zukünftig auf neun Perinatalzentren konzentriert werden. Es sind dies die Perinatalzentren der Universitätsspitäler Genf, Lausanne, Bern und Zürich sowie der universitären Kinderspitäler beider Basel (UKBB) und Zürich als auch der Kantonsspitäler Luzern, Aarau, Chur und St.Gallen (gemeinsam mit dem Ostschweizer Kinderspital). Diese Neonatologien der höchsten Versorgungsstufe verfügen über die notwendige Erfahrung und Infrastruktur, um die optimale Betreuung dieser Neugeborenen zu gewährleisten und ihnen dadurch einen optimalen Start ins Leben zu ermöglichen.

Behandlung von Kindern mit schweren Verbrennungen

Die Behandlung von Kindern mit schweren Verbrennungen soll schweizweit künftig auf zwei Zentren konzentriert werden. Die Brandverletztenzentren des Kinderspitals Zürich und des Universitätsspitals Lausanne verfügen über die notwendige hochmoderne Infrastruktur und langjährige Expertise für die Behandlung dieser schwer brandverletzten Kinder, welche oftmals eine spezifische Intensivbehandlung und komplexe plastisch-rekonstruktive Eingriffe benötigen.

Konzentration von Organtransplantationen bei Kindern auf einige wenige Zentren

Organtransplantationen bei Kindern sind äusserst selten. Aufgrund der schweizweit sehr kleinen Fallzahlen wurde beschlossen, die Lungen- und Lebertransplantationen bei Kindern schweizweit auf jeweils ein Zentrum zu konzentrieren. Für Lungentransplantation wird dies das Universitätsspital Zürich sein; für Lebertransplantation das Universitätsspital Genf. Dadurch soll Aufbau und Sicherung eines nationalen Kompetenzzentrums in diesem Leistungsbereich gefördert werden.

Aufgrund der komplexen Vor- und Nachsorge der etwas weniger seltenen Nierentransplantationen bei Kindern sollen diese breit abgestützt an den Universitätsspitäler Bern, Lausanne und Zürich (gemeinsam mit dem Kinderspital Zürich) erfolgen. Dadurch wird eine optimale, engmaschige Betreuung dieser Kinder gewährleistet, die im Jugendalter besonders wichtig ist.

Behandlung von Augentumoren

Das Retinoblastom ist ein bösartiger Tumor in der Netzhaut des Auges. In der Schweiz erkranken jährlich 3-4 Kinder an diesem äusserst seltenen Tumor. Die Behandlung dieser Kinder soll schweizweit auf das Universitätsspital Lausanne konzentriert werden, welches in diesem Leistungsbereich über eine ausgezeichnete Expertise verfügt und zudem viele Kinder aus dem Aus-land zugewiesen bekommt.

Konzentration von hochkomplexen Eingriffen in der Kinderchirurgie

Auch in der Kinderchirurgie haben die Kantone starke Signale gesetzt. Komplexe Eingriffe an Leber und Gallenwegen sowie an der Luftröhre sollen zukünftig schweizweit auf jeweils ein Zentrum konzentriert werden. Das Universitätsspital Genf verfügt über eine langjährige Erfahrung und grosse Expertise in der Leberchirurgie bei Kindern und ist zudem das einzige Lebertransplantationszentrum für Kinder in der Schweiz. Komplexe chirurgische Eingriffe an der Luftröhre stellen höchste Anforderungen und werden seit vielen Jahren am Universitätsspital Lausanne durchgeführt, welches über einen ausgezeichneten Ruf in diesem Leistungsbereich verfügt.

Spezielle Abklärungen bei Störungen des körpereigenen Immunsystems

In der Schweiz benötigen jährlich rund 20 Kinder spezifische Abklärungen aufgrund von angeborenen oder erworbenen Störungen in der Funktion des körpereigenen Immunsystems. Diesen Störungen liegen meist sehr seltene Krankheiten – sogenannte orphan diseases – zugrunde. Diagnostik und die Bestimmung des Therapieplans erfordern eine hochspezialisierte Expertise. Das Kinderspital Zürich ist das bestehende Kompetenz- und Referenzzentrum für diese Abklärungen in der Schweiz. Dies wird nun mit einer formellen Leistungszuteilung im Rahmen der Planung der hochspezialisierten Medizin verbindlich geregelt.

Planung der hochspezialisierten Medizin

Mit der Unterzeichnung der Interkantonalen Vereinbarung zur Hochspezialisierten Medizin (IVHSM) haben sich alle Kantone in der Schweiz zur gemeinsamen Planung und Zuteilung der hochspezialisierten Medizin (HSM) verpflichtet. Die medizinisch-wissenschaftliche Aufarbeitung der Bereiche der hochspezialisierten Medizin wird von einem 12-köpfigen Expertengremium vorgenommen, welches von Prof. Peter Suter präsidiert wird. Für die Planungs- und Zuteilungsentscheide ist das HSM Beschlussorgan zuständig. Das Gremium setzt sich aus den Gesundheitsdi-rektorinnen und –direktoren der Kantone Aargau, Basel-Stadt, Bern, Fribourg, Genf, Graubünden, Luzern, Waadt, St.Gallen und Zürich zusammen und wird von der St.Galler Regierungsrätin Heidi Hanselmann präsidiert. Die Zuteilungsentscheide des HSM Beschlussorgans haben einen schweizweit rechtsverbindlichen Charakter.

Durch Qualität Kosten sparen

Die gemeinsame Planung der hochspezialisierten Medizin (HSM) erfolgt im Hinblick auf eine be-darfsgerechte, qualitativ hochstehende und wirtschaftlich erbrachte medizinischen Versorgung. Die Konzentration von hochspezialisierten Behandlungen und Eingriffen trägt zur Verbesserung der Behandlungsqualität bei. Dadurch entstehen tendenziell weniger Komplikationen und die Überlebenschancen der betroffenen Patientinnen und Patienten werden verbessert. Zudem können unnötige Verlegungen vermieden und wertvolle Zeit für die optimale Behandlung ge-wonnen werden. Eine optimierte Erstversorgung führt zu geringeren Kosten für die Behandlung und Nachsorge. Dadurch können langfristig bedeutende volkswirtschaftliche Kosteneinsparungen erzielt werden.